Das passt. Okay.

An einem Tag fasst du den Entschluss: Zwei Katzen. Die passen zum Haus. Die passen sich ein. Die werden zu dir und mir passen. 
Ich verschlucke meine Allergie und beginne, Onlineforen nach den Katzen, die passen, zu durchsuchen. Schlau und anpassungsfähig. Gesund. Günstig. Tick. 

Wir fahren in den Nachbarort. Wir beschauen die Katzen, die zu uns passen. Zwei gefleckte, junge Raubkatzen. Eine groß, die andere klein. “Die passen gut zusammen.” Gut, passen gut. Wir nehmen, was passt.
Die Züchterin packt die Katzen in den passenden Korb, das passende Futter habe ich am Vortag gekauft. Den passenden Kratzbaum hast du von willhaben geholt. 

Den Katzen passt die Fahrt gar nicht.
Im Haus stellen wir den Korb im Erdgeschoß ab, öffnen die Tür und warten nicht auf sie.
“Die müssen das alleine machen.” Okay.
“Raus dürfen sie außerdem nicht.” Okay. 
“Auf das Sofa und die Sitzgarnitur dürfen sie schon gar nicht.” Okay. 
“An den Türen kratzen, das dürfen sie nicht.” Uns lieben dürfen sie nicht. Okay. 

Ich fürchte mich vor den scharfen Krallen, den spitzen Zähnen, den jaulenden Geräuschen, die aus ihren kleinen, passenden Kehlen kommen. Ich niese und schwitze. Ich gehe auf Abstand. Du fütterst sie aus einer Tube. Du wirst gebissen. Du lässt die Katze fallen. Sie fällt und fängt sich nicht. Ich streichle ihren kleinen Kopf nicht. 

In der Nacht kommen sie die Treppe herauf und miauen vor dem Zimmer. Ich gehe zur Tür und höre ihnen durch das dünne Holz zu.
In der Nacht kommen sie die Treppe herauf, miauen und kratzen an der Zimmertür. Du schießt vom Schreibtisch auf, reißt die Tür aus ihrer Schließung, packst die Tiere am Genick und wirfst sie die Treppe hinab. 
“Verwöhnen dürfen wir sie nicht.” Ich schaue aus dem Fenster. Okay.

Es ist Sommer und ich kippe die Terrassentür. In der Küche hole ich mir ein Glas Limonade. Im Wohnzimmer verfängt sich die Katze im Türspalt. Sie miaut. Die andere Katze versteckt sich unter der Sitzgarnitur. Du siehst der Katze zu. Ich starre auf den Minutenzeiger. Du hebst sie an, manövrierst sie aus der Kippe, schlägst ihr auf den Kopf und wirfst sie aus deinen 1 Meter 50 hohen Händen mit Nachdruck aufs Parkett. 
“Das darf sie nie wieder machen.” Die Katze kriecht mit gesenktem Kopf zur anderen. Meine Wangen sind nass und salzig. Okay. 

Ich sage, die Katzen passen nicht zu uns. Du sagst, die sind dumm und stur und machen zu viel Arbeit. Aus der einen wird sowieso nichts mehr. 
Wir inserieren sie und bringen sie eine Woche später zu einer anderen Wohnung. 
Ich erspähe eine Terrassentür, aber keine Treppe. Der neue Besitzer ist kaum größer als die neue Besitzerin. Okay, flüstere ich, das ist okay. 

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